Borkenberge / Haltern am See
Dülmen / Lüdinghausen / Sythen / Haltern am See / Flugplatz Borkenberge

Kurzgeschichte

In der Zeit danach wurden die Borkenberge nicht mehr militärisch genutzt, sondern dienten mit ihrer Heidelandschaft und einem kargen Baumbestand – überwiegend Nadelhölzer – insbesondere als Weideflächen für Schafherden, die in der damaligen Zeit in größerer Zahl von Sythener und auch Hullerner Bauern gehalten wurden. Sie besaßen dort Parzellen, die in Hullern als „Nummern“ bezeichnet wurden. (...) Zudem waren die Borkenberge auch ein beliebtes Wandergebiet. So hat Hermann Kusch, der Vorsitzende des Wegeausschusses des Sauerländer Gebirgsvereins – Bezirk Emscher-Lippe mit Sitz in Gelsenkirchen – in den 1920er- und 30er-Jahren in verschiedenen vom ihm herausgebrachten Wanderführern etliche Touren durch das heutige Halterner Stadtgebiet, so auch durch die Borkenberge, beschrieben.

Damit war es vorbei, als nach dem Zweiten Weltkrieg die Briten die Borkenberge und auch das Gebiet zwischen Lavesum und Hülsten zu Truppenübungsplätzen machten. Sie setzten sich zunächst im ehemaligen Nobelhotel „Overrater Hof“ fest, das sie über Jahre als Einsatzzentrale für ihre hiesigen Aktivitäten nutzten und zogen von dort erst Mitte der 1950er-Jahre in das Camp an der Ecke Sythener Straße und der heutigen K 8 (sogenannte Sidney-Pincher-Straße), wo sie die ersten festen Unterkünfte gebaut hatten, die in späteren Jahren weiter ausgebaut wurden.

Sehr umweltbewusst zeigten sich die Briten dabei nicht. An einem Samstag im Mai 1955 hatten sie dem Grafen von Westerholt mitgeteilt, dass sie am folgenden Montag einen Teil seines Waldes am Rand der Borkenberge zur Errichtung eines Barackenlagers abholzen würden. Dabei hatten sie wohl übersehen, dass die Bundesrepublik gerade ihre staatliche Souveränität zurückerhalten hatte. Der Graf klagte und bekam durch eine richterliche Verfügung des damals noch bestehenden Halterner Amtsgerichts Recht. Diese Verfügung wurde den Engländern präsentiert, die daraufhin auch tatsächlich die bereits begonnene Abholzung einstellten. (...)

Wenn auch der Grundbesitzer des Truppenübungsplatzes Borkenberge, ebenso wie in Lavesum, die Bundesrepublik Deutschland war, so hatten in erster Linie die Briten das Nutzungs- und Verfügungsrecht über das Areal. Der Bedarf an militärischer Übungsfläche stieg im Laufe der Jahre. 1965 verkaufte die Stadt Haltern (mit nur knapper Mehrheit beim Ratsbeschluss) aus ihrem Grundbesitz in den Borkenbergen für Zwecke des Verteidigungsministeriums rund 206 ha für 4,4 Millionen DM. Dabei sicherte sich die Stadt vertraglich ein Rückkaufrecht und den Verbleib eventueller Bodenschätze (für den Fall eines Rückkaufangebotes). Als Begründung für den Verkauf wurde unter anderem angegeben, dass die Borkenberge wegen der militärischen Nutzung kaum noch forstwirtschaftlich in Anspruch genommen und die durch Brand oder Kahlschlag entstandenen Flächen auch nicht wieder aufgeforstet werden konnten.

 

Die Briten bauten im Laufe der Zeit ihr Camp weiter aus und nutzten den Truppenübungsplatz in verstärktem Maße. Die Borkenberge wie auch der Übungsplatz in Lavesum wurden großräumig mit Verbotsschildern zum Betreten des Geländes und mit Absperrungen der Zufahrtswege versehen. Auf den Schildern wird auch auf die Gefahr durch Blindgänger verwiesen und das Betreten des Geländes abseits der freigegebenen Wege außerhalb der militärischen Nutzungszeiten unter Androhung einer Strafe verboten. Noch in den 1980er-Jahren war das Betreten des Geländes nur während der militärischen Übungszeiten, die in der Lokalpresse angekündigt und durch gehisste, rote Fahnen deutlich gemacht wurden, verboten. Außerhalb dieser Zeiten war es im Gegensatz zu heute auf eigene Gefahr erlaubt. Wer heute von den Kontrolleuren der Streitkräfte widerrechtlich im Gelände angetroffen wird, muss mit einer Geldbuße bis zu 150 Euro rechnen. Ertappt werden jedoch nur Wanderer, während die Motocross-Fahrer mit ihren geländegängigen Maschinen nicht gestellt werden können. (...)

 

Die Briten selber haben sich in dieser sensiblen Naturregion von rund 3300 Hektar Größe (einschließlich der Fläche des Truppenübungsplatzes Lavesum), in der rund 2700 Tier-, Pflanzen- und Pilzarten nachgewiesen sind, auch nicht immer umweltbewusst gezeigt.

Bei ihren Aktionen nahmen sie auf die Natur und dazu erlassene deutsche Rechtsvorschriften wenig Rücksicht. 1985 wurden beim asphaltierten Wegebau breite Schneisen in die Wälder geschlagen und das anfallende Abwasser zum Versickern in die Natur geleitet. Der Bau von Schießständen wurde mit der Notwendigkeit solcher Einrichtungen für eine Berufsarmee begründet.


 

Hinter vier schrottreifen Panzern, die nicht weit vom Camp in der Natur verrotten, ist vor vielen Jahren ein mehrere Meter hoher und rund 50 Meter langer Wall aus Bauschutt aufgeschüttet worden, der inzwischen mit Gras bewachsen ist und von vielerlei Pflanzen und Gestrüpp überwuchert wird. Vermutlich ist er als „Kugelfang“ für Schießübungen (auf die Panzer?) angelegt worden. – Es bleibt abzuwarten, ob nach Abzug der britischen Streitkräfte ein Rückbau aller Anlagen und eine ordnungsgemäße Entsorgung erfolgen werden. (...)

Noch Anfang Juni 2014 war das Jahr 2018 für den Abzug im Gespräch. Im August 2014 erhielt die Stadt Haltern dann die Mitteilung, dass sich die britischen Streitkräfte zum 31. März 2015 zurückziehen und zum 31. Mai 2015 das Gelände den deutschen Bundesbehörden zurückgeben werden. (...)

 

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